Ein Beitrag von
Greta Templin
Elâ, auch bekannt als @elasesil, hat mittlerweile 133 Tausend Follower:innen auf Instagram und 114 Tausend auf TikTok. Für den heutigen Beitrag haben wir mit unserer Kommilitonin ein kleines Interview über ihren Beruf geführt. Dabei könnt ihr ein Paar spannende Einblicke bekommen, aber vielleicht auch die ein oder anderen Tipps und Tricks erfahren. Dafür bedanken wir uns herzlich bei Elâ für ihre Zeit und Offenheit!
Seid gespannt!
Kannst du dich erstmal kurz vorstellen?
Gerne! Erstmal danke für die Anfrage für dieses Interview, das ist tatsächlich mein erstes und ich freu mich sehr, dass ihr an mich gedacht habt!
Ich bin Elâ oder besser bekannt als "elasesil" auf Instagram und TikTok. Ich bin 22 Jahre alt und studiere hier in Tübingen Medienwissenschaft im Haupt- und BWL im Nebenfach. Seit über zwei Jahren bin ich zusätzlich beruflich Influencerin.
Wann hast du mit Social Media angefangen und wie ist das Ganze ins Rollen gekommen?
Ich hab tatsächlich sehr früh angefangen, viele Bilder auf Instagram zu posten. Seit ca. 2016 poste ich auch fast täglich... Also es hat schon viele Jahre gedauert, meine Reichweite aufzubauen. Langsam, aber stetig bin ich dann über die Jahre hinweg gewachsen. Ich habe an Reichweite gewonnen, bis ich dann ab 50.000 Followern Kooperationsanfragen bekommen habe und somit 2021 mein Unternehmen angemeldet habe, um mit Brand Collaborations Geld verdienen zu können. Seitdem war ich als vergleichsweise kleine Influencerin selbstständig. Anfang des Jahres hat sich meine Instagram-Reichweite innerhalb kurzer Zeit von ca 70.000 Followern auf aktuell 132.000 Follower vergrößert. Das liegt vor allem daran, dass ich mich seitdem vermehrt auf das Posten von Reels konzentriert habe. Durch eine neue "Serie", in der ich Tipps und Tricks teile, wie man bessere Fotos macht, hat sich auch auf TikTok meine Followerzahl kürzlich fast verdoppelt.
Was sind für dich die positiven und negativen Seiten an Social Media und deinem Job?
So oft hört man, dass Social Media sehr problematisch und fake sei, was auch definitiv so sein kann, aber ich finde, dass man es teilweise auch selbst in der Hand hat, ob man sich die Social Media Welt zu einem schönen Ort macht oder nicht. Zum Beispiel indem man Menschen folgt, die einem ein gutes Gefühl geben, anstatt Insecurities, oder sogar selbst versucht, eine schöne Message zu teilen. So kann Social Media auch zu einem positiven Ort werden.
Mein Ziel ist es auch, dass mein Profil ein Safe Space ist und ich gute Laune mit meinem Content verbreite. Ob das funktioniert, müssen meine Follower euch verraten! :)
Ich bin super glücklich und dankbar, dass ich mit dem, was ich liebe Geld verdienen kann, aber natürlich ist es nicht immer super easy. Wenn man Vollzeit-Studentin ist und gleichzeitig selbstständig, hat man stets viel zu tun. Viele sehen den Influencer-Beruf als "hier mal schnell ein Selfie knipsen und hochladen und *schwupps* verdiene ich Geld". Dass man sich jedoch erstmal über Jahre eine Reichweite aufbauen muss, indem man Fotograf, Model, Editor, Creative Director, sein eigener Steuerberater etc in einem ist und dass man auch zum Beispiel keine freien Wochenenden hat, da man ständig posten muss, wird schnell vergessen. Trotzdem ist es ein toller Beruf und ich würde ihn niemals freiwillig eintauschen, aber man muss wirklich dafür brennen und bereit sein, jeden Tag konsistent zu sein und sich immer etwas Neues auszudenken.
Hast du schon Erfahrungen mit Hasskommentaren gemacht? Und wenn ja, wie gehst du damit um?
Zum Glück nur sehr selten! Aber es passiert natürlich. Je mehr Reichweite man hat, desto mehr Menschen möchten zu allem ihren Senf dazugeben. :)
Ob zu deiner Figur (besonders bei uns Frauen), zu der Message, die du verbreitest oder zu der Message, die du NICHT verbreitest.
Glücklicherweise trifft mich das nicht persönlich, weil ich weiß, dass Hasskommentare keine konstruktive Kritik sind. Wenn jemand mir ungefragt sagt, dass ich zugenommen habe, ist das natürlich kein tolles Gefühl. Aber ich nehme es mir nicht zu Herzen, letztendlich sagen gemeine Kommentare nur etwas über den Verfasser aus, nicht über mich.
Hast du das Gefühl dich manchmal rechtfertigen zu müssen? -> Stichwort: Cancel-Culture, was sagst du dazu?
Ja, manchmal schon. Leider ist es uns Influencer:innen quasi nicht gestattet, uns auch mal zu beschweren, weil wir es ja "sooo einfach" hätten. Deswegen sage ich auch immer, wie dankbar ich für den Beruf bin - was auch der Wahrheit entspricht - aber trotzdem darf man meiner Meinung nach auch mal meckern, ohne direkt Sprüche wie "dann arbeite doch mal als dies und das" hören zu müssen. Natürlich gibt es sehr viele unterbezahlte Berufe, die körperlich und teilweise auch psychisch um einiges anstrengender sind als der Influencer-Beruf. Dies ist aber nicht die Schuld der Influencer:innen und den Beruf jedes Mal ins Lächerliche zu ziehen, wird an den sozialen Ungerechtigkeiten nichts ändern. Da wird sich bei den falschen Leuten beschwert, finde ich.
Auf der anderen Seite wird auch erwartet, dass Influencer:innen sich zu allem äußern müssen, was in der Welt passiert. Und natürlich ist es wichtig, seine Reichweite auch für gute Dinge zu nutzen, wie zum Beispiel für Spendenaktionen. Aber wir sind keine Nachrichtensender und vor allem nicht allwissend - ich zumindest nicht! Und ich kann und möchte mich nicht zu jedem politischen Ereignis äußern, da ich meistens selbst auch nicht genug informiert und aufgeklärt bin, das überlasse ich gerne den Expert:innen.
Wie stellst du dir deine berufliche Zukunft vor? Hast du vor bei Social Media zu bleiben?
Ich hoffe auf jeden Fall, dass diese Reise noch nicht so bald endet. Ich freue mich, bald mein Studium abzuschließen und mich voll auf meinen Job konzentrieren zu können. Ich bin sehr gespannt, wie sich alles entwickeln wird, man weiß ja nie! Wenn ich ganz weit in die Zukunft blicken müsste, kann ich mir vorstellen, irgendwann eine eigene Brand aufzubauen oder auf der anderen Seite im
Marketing-Bereich zu arbeiten, vielleicht als Marketingmanager? Auf jeden Fall weiterhin etwas Kreatives!
Hat dir dein Medienwissenschafts-Studium in deinem Job als Content Creatorin bereits weitergeholfen?
Ich bin froh, Medienwissenschaft als mein Hauptfach zu haben, es ist echt interessant und macht Spaß! Tatsächlich haben wir hier in Tübingen sogar die Möglichkeit, im Rahmen einer Vorlesung einen Film zu drehen, was vielen Studierenden wertvolle praktische Erfahrungen ermöglicht. Für den Beruf der Content Creatorin hilft glaube ich kein Studium so wirklich. Das ist so individuell und persönlich, da muss man alleine durch! :)
In welcher Plattform siehst du am meisten Potenzial?
Ich glaube wir erleben zurzeit einen großen Wandel in den sozialen Medien - weg von den perfekten/gestellten Fotos hin zu natürlichen und persönlichen Videos. Die Menschen möchten wissen, wer hinter den Fotos steckt - Stichwort: Personality.
Und ich finde das ist momentan am einfachsten auf TikTok.
Ist es wichtig, dass man auf allen Plattformen aktiv ist um Erfolg zu haben?
Je mehr Plattformen, desto besser! Aber ich denke, solange man zwei Plattformen gut pflegt und sich nicht komplett auf eine einzige verlässt, macht man schon sehr viel richtig. :) Abgesehen von TikTok und Instagram sehe ich aber Potenzial auf YouTube und Pinterest.
Hast du Tipps für andere die auch Lust auf Social Media haben, sich aber nicht trauen?
Ich finde jeder, der etwas zu sagen hat oder etwas mit der Welt teilen möchte, ist auf Social Media richtig. Auch wenn es "nur" darum geht, dass du dich gut mit Skincare auskennst oder alle deine Freunde dich für deinen guten Style kennen - oder für deine hilfreichen Beziehungs-Tipps? Teile das doch mal auf TikTok.
Und lass dich auf keinen Fall entmutigen. Wenn wir immer nur das machen würden, was andere gut finden, wie sollen wir dann glücklich werden? Außerdem sollte man meiner Meinung nach in solchen Dingen niemals auf Leute hören, die man sich selbst sowieso nicht zum Vorbild nehmen würde. Wenn ihr für etwas brennt, dann zählt nur das. Über mich haben sich auch schon Mitschüler:innen damals lustig gemacht, Edits erstellt und gepostet, um mich runterzumachen. Wenn ich deswegen aufgehört hätte, wäre ich jetzt nicht hier und würde sogar ein Interview über meinen Weg geben. Danke für die Möglichkeit!
Ein Spruch zum Abschluss, der mir schon oft weitergeholfen hat: "You do not find a happy life. You make it." :)