Wie dreht man einen Kurzfilm?

Ein Beitrag von Theo Andes


Wie schreibt man ein gutes Drehbuch? Was ist beim Dreh zu beachten? Worauf kommt es beim Schnitt an? All diese Fragen rund um das Thema Kurzfilm wird dieser Blogartikel beantworten, viel Spaß beim Lesen!

Eine Filmproduktion besteht immer aus drei Teilschritten, der Pre-Production, dem eigentlichen Dreh und der Post-Production. An diesen drei Schritten könnt ihr euch orientieren, wenn ihr vorhabt einen Film zu realisieren…


Pre-Production

Am Anfang steht die Idee. Die kann nach stundenlangem Brainstorming kommen oder aber auch spontan per Geistesblitz. Wichtig ist, dass ihr euch nicht auf die erste Idee einschießt, sondern mehrere Ideen entwickelt und dann eine davon ausarbeitet. Dabei solltet ihr bereit sein eure Ideen auch komplett zu verwerfen, kill your darlings, sagt man so schön. Das ist der aufwändigste, aber auch wichtigste Teil in der gesamten Filmproduktion. Lasst euch ruhig mehrere Wochen Zeit dafür und verbessert eure Idee immer weiter.

Wenn ihr soweit zufrieden seid mit eurer eigenen Filmidee, kommt der Verschriftlichungsprozess. Keine Angst, das ist einfacher als ihr denkt und unabdingbar für die Produktion eines Films. Zuerst entwickelt ihr ein Exposé, eine kurze Abhandlung, von dem worum es in eurem Film geht. Mit diesem Dokument könnt ihr erste Interessenten für euer Projekt gewinnen, zum Beispiel Produzenten oder gar ein Produktionslabel. Ihr solltet in der Lage sein, eure Idee in maximal einer Minute zu pitchen, also die Person überzeugen, die euer Projekt ideel und finanziell unterstützen soll. Stellt euch vor ihr seid in einem Aufzug und habt nur 5 Stockwerke, die ihr mit einem Produzenten teilt. Formuliert eure Filmidee in kurzen, prägnanten Sätzen. Beginnt mit „Es geht um…, aber tragt eure Geschichte auf jeden Fall interessant vor. Darauf folgt das Treatment, dieses enthält schon vereinzelte Figurenbeschreibungen, wichtige Dialoge und eindrucksvolle Passagen des Films. Schaut euch dazu einfach Vorlagen im Internet an. Mit diesen Dokumenten könnt ihr nicht nur gute Schauspielende für euer Projekt gewinnen, es gibt euch auch eine wichtige Vorstruktur für das eigentliche Drehbuch. Man kann von der Grundregel sprechen, dass eine Drehbuchseite, eine Filmminute ergibt. Das heißt für einen 20 minütigen Kurzfilm schreibt man 20 Seiten, für einen abendfüllenden Spielfilm eher um die 120 Seiten. Dabei ist die besondere Formatierung zu beachten. Jede Szene im Film bekommt einen Header mit den wichtigsten Angaben EXT/INT - DREHORT z.B. KUNSTGALERIE – TAG/NACHT. Dialoge werden zentriert und abgesetzt, sie haben keine Anführungszeichen. Die sprechende Person wird darüber in Großbuchstaben geschrieben. Außer beim ersten Erscheinen sind alle Personen klein geschrieben.

 

Wichtig für euer Drehbuch ist nicht nur, dass ihr die Formatierung einhaltet, viel relevanter ist, dass es eine Dramaturgie gibt. Bestenfalls hat euer Film eine Drei-Akt-Struktur, das heißt es gibt eine Exposition, ein auslösendes Ereignis, dann kommt der Spannungsaufbau, der turning point und der solving moment. Jeder ansatzweise passable Film muss eine Spannungskurve und Plot points haben, um interessant zu sein. Versucht also euren Film so zu gestalten, dass das Interesse beim Zuschauer geweckt wird und diese nicht enttäuscht zurückgelassen werden.

 

Parallel zu eurem Schreibprozess gibt es drei elementar wichtige Aufgaben zu erledigen:

 

1. Schaut euch nach Schauspielenden um, das sollten in der Regel Theaterschauspieler oder (semi)professionelle Darsteller sein. Um einen überzeugenden Film abzuliefern, sollten sie schon einiges an Bühnenerfahrung mitbringen. Für Statisten genügen Laiendarsteller oder auch nicht kamerascheue Bekannte. Wenn ihr nicht zufällig vorhabt einen Filmstar zu casten, erhaltet ihr nach ergiebiger Suche meist einen guten Treffer.

 

2. Findet Drehorte, wo euer Film spielen soll und fragt diese rechtzeitig an. Es schadet auch nicht mehrere Alternativen zu haben, falls das nicht klappen sollte.

 

3. Ihr braucht in der Regel besondere Requisiten, Kostüme und ein Szenenbild. Jetzt ist der richtige Zeitpunkt das zu organisieren, damit beim Dreh alles passt.

 

Wenn ihr die Drehorte, die Schauspieler und die Requisite zusammen habt, schreibt am besten eine Shotlist. Das ist eine Checkliste, welche alle Einstellungen auflistet, die ihr machen möchtet. Diese hilft enorm eure Drehtage zu strukturieren.


Drehtage

Vor dem eigentlichen Dreh ist sehr zu empfehlen eine Dispo zu schreiben, damit der Drehtag gut organisiert ist, man weiß wie viel Zeit für bestimmte Einstellungen und Szenen benötigt wird und der Cast und die Crew gut informiert ist, wann sie da sein muss, was man mitbringen soll.

 

Der Cast besteht aus Hauptdarstellenden, Nebendarstellenden und Statisten. Die Crew besteht aus der Regie, dem Kameradepartement, dem Oberbeleuchter, dem Ton, der Script/Continuity, der Maske, dem Kostüm, der Aufnahmeleitung und je nachdem mehr oder weniger Assistenzen. Jedes Department hat seine eigenen Aufgaben und sollte sich nur um diese kümmern. Die Schauspielenden sollten vom gesamten Set und bestenfalls untereinander abgegrenzt werden, damit sie sich vollständig in ihre Rolle einfühlen können. Der Chef des Drehs ist der Regisseur, auf sein Kommando wird gedreht. In der Regel wird dies durch Aussagen wie „Und…bitte“, „Danke, aus“ und „Alles auf Anfang“ ausgedrückt. Szenenbildner und Lichtmenschen richten das Set vor dem Dreh passend ein. Vor dem Dreh muss die Kamera und der Ton bereit zur Aufnahme sein. DoP, Regie, Tonmensch und Regieassistenz entscheiden dann ob eine Einstellung im Kasten ist oder nochmal gedreht werden muss. Manche Einstellungen brauchen mehr, andere weniger Takes, bis sie im Kasten ist.

 

Ein Drehtag kann viel abverlangen, es ist nicht unüblich den ganzen Tag oder die ganze Nacht für eine einzige Szene aufzuwenden. Die Aufnahmeleitung koordiniert die Dreharbeiten, damit alle zur richtigen Zeit am richtigen Ort sind und die Dreharbeiten die Dispo einhalten. Pro Filmminute kann man etwa einen halben bis einen Drehtag ansetzen, je nachdem wie organisiert man ist. Wichtig ist, dass nie chronologisch gedreht wird, sondern so dass es logistisch sinnvoll ist. Das erfordert sehr viel Planung im Voraus, was die Koordination des Casts und der Crew und der Drehorte anbelangt. Sinnvoll ist auch ähnliche Kameraeinstellungen so abzudrehen, wie sie am geschicktesten vom Umbau her passen. In der Regel sollten verschiedene Szenen und Einstellungen variiert werden, also man soll so viel wie möglich an Aufnahmen vom Dreh mitnehmen.


Post Production

Alles abgedreht? Super, dann lasst euch erstmal eine Woche Zeit, um einen freien Kopf zu bekommen und den Film ruhen zu lassen. Für die Postproduktion empfehle ich DaVinci Resolve oder Adobe Premiere Pro.

 

Dann geht es an den Rohschnitt: Ihr sortiert euer Rohmaterial gemeinsam aus und entscheidet welche Entscheidungen in den Film kommen und auch in welcher Reihenfolge diese zu sehen sein sollen. Am Schluss kürzt ihr Anfang und Ende so weg, dass nur der Teil zu sehen ist, der ungefähr zu sehen sein soll, hier lasst ihr am besten mehr drin als zu wenig. Anschließend kommt der Feinschnitt: Hier wird Frame für Frame geschnitten, was dann final im Film sein soll. Das ist eine sehr präzise Feinarbeit, vor allem wenn es sich um sehr anspruchsvolle Übergänge geht. Wichtig ist, dass man möglichst versucht, dass es unsichtbare Schnitte gibt, um den Zuschauer möglichst in die Handlung zu binden und nicht durch einzelne Einstellungen aus der Geschichte hinausschockt. Wenn der Film final geschnitten ist, müssen Blenden (hier empfehlen sich entweder Kreuz- oder Auf/Einblendungen), Spezialeffekte und der Abspann hinzugefügt werden.

 

Wenden wir uns dann der Tonebene zu. Entfernt alle Störgeräusche, pegelt die Lautstärke auf Normalniveau und passt sie alternativ an, da wo es nötig ist. In der Regel sollten O-Töne lauter sein als Atmos, die Vordergrundgeräusche sollten sich eindeutig von den Hintergrundgeräuschen abheben. Vertont auf keinen Fall Dialoge nach, es sei denn ihr macht ein Voiceover! Wenn der Ton stimmt und hier kann man mindestens genauso perfektionistisch sein, wie beim Schnitt, dann geht es an das Color Grading. Die meisten, die mit dem Begriff hantierten, meinen eigentlich die Color Correction, denn bevor man Bilder farblich visualisiert, muss man erst Lichtverhältnisse und Farbgebung (z.B. durch schlechte Weißabgleiche) korrigieren, Sättigungen und Kontraste anpassen. Dafür ist DaVinci ideal, schaut euch aber Tutorials an, denn man kann schnell ziemlich viel falsch machen. Dann könnt ihr Szenen bestimmte Farbgebungen geben, um die Stimmung zu verstärken oder bestimmte Emotionen zu vermitteln. Abschließend fügt ihr noch passende Filmmusik hinzu und stellt euer Projekt fertig.

 

Das war´s! Jetzt kennt ihr den groben Ablauf einer vollständigen Filmproduktion, viel Spaß beim Produzieren, Drehen, Schneiden und Planen.